Wärmebildkamera im Bau: Leckagen, Dämmung, Feuchte

Wärmebildkamera im Bau: Leckagen, Dämmung, Feuchte

Thermografie macht Unsichtbares sichtbar: Undichtigkeiten, fehlende Dämmung und versteckte Feuchte. Dieser Guide zeigt, wie Sie eine Wärmebildkamera praxisgerecht einsetzen, typische Fehler vermeiden und klare Befunde dokumentieren – vom schnellen Check bis zum belastbaren Bericht.

Einsatzfelder in 30 Sekunden

  • Leckagen: Heiz-/Wasserleitungen, Flachdach, Fußbodenheizung – Temperaturanomalien zeigen den Verlauf.
  • Dämmung / Wärmebrücken: Fehlstellen, Anschlussdetails, Fensterlaibungen – Energieverluste sichtbar machen.
  • Feuchte & Schimmelrisiko: Kaltzonen/Taupunktnähe identifizieren; mit Feuchtemessung plausibilisieren.
  • QS im Ausbau: Vor/Nach-Vergleiche, Abnahmen, Gewährleistungsdokumentation.

Vorbereitung & Rahmenbedingungen

  • Temperaturdifferenz: Innen/Außen ΔT von mind. 10 K (besser 15–20 K) für Gebäudehülle anstreben.
  • Witterung: Wind < 3 Bft, keine direkte Sonneneinstrahlung; bei Dächern ausreichend Abkühlzeit.
  • Emissionsgrad (ε): Materialgerecht einstellen (z. B. Putz/Anstrich hoch, Metall niedrig). Glänzende Flächen mit mattem Tape oder Kreide abdecken.
  • Reflexionen: Spiegelungen (Fenster/Metall) aktiv vermeiden; Kameraposition variieren.
  • Kalibrierung / NUC: Kamera thermisch stabilisieren; Non-Uniformity-Correction (NUC) auslösen, falls vorhanden.

Hinweis: Für qualitative Gebäude-Thermografie werden in der Praxis u. a. DIN EN 13187 und ISO 6781 als Referenzen herangezogen.

Schritt-für-Schritt: 5 Workflows

1) Leckageortung (Heiz-/Wasserleitung)

  1. Wärmeerzeugung kurz erhöhen (Heizkreis/Heißwasser), Flächen freiräumen.
  2. Kamera orthogonal zur Fläche führen; Isothermen/Alarme nutzen, um Hotspots zu markieren.
  3. Verlauf der Leitung dokumentieren; Kreuzpeilung bei verdeckten Bereichen durchführen.
  4. Fundstelle mit sichtbarer Markierung (Foto im Duo: IR + Tageslicht) sichern.

2) Fußbodenheizung prüfen

  1. Hydraulik aktiv; Vorlauf leicht erhöhen.
  2. Schlangenverlauf abscannen, gleichmäßige Verteilung prüfen; kalte Streifen deuten auf Luft/Verstopfung.
  3. Screenshots mit Maßstab/Notiz für Dokumentation speichern.

3) Dämmung & Wärmebrücken

  1. ΔT planen, Aufnahmen zügig erstellen (vor Sonnenaufgang oder abends).
  2. Problemzonen: Rollladenkästen, Laibungen, Attiken, Balkonanschlüsse.
  3. Hot-/Cold-Spots mit Pfeilen & Kommentaren versehen; Vergleich innen/außen.

4) Feuchteverdacht / Kondensationszonen

  1. Kalte Bereiche identifizieren; immer mit einem Feuchtemessgerät gegenprüfen.
  2. Zusammenhang Raumklima (RH/°C) notieren; Taupunktnähe erklären.
  3. Bei Bestätigung: Ursachen (Wärmebrücke/Lüftung/Leckage) zuordnen.

5) Flachdach-Screening

  1. Nach einem sonnigen Tag am späten Abend messen (thermische Trägheit der Feuchte nutzen).
  2. Verdächtige Felder polygonal markieren; Sondage/Feuchtemessung einplanen.

Typische Fehler & wie Sie sie vermeiden

  • Falscher Emissionsgrad: führt zu Fehlinterpretation → Materialliste/ε-Tabelle nutzen.
  • Reflexe als „Hotspot“: Winkel ändern, Spiegelungen testen (Bewegungsparallaxe).
  • Zu geringe ΔT: Ergebnisse unauffällig → Messzeitpunkt/Heizlast anpassen.
  • Einzelbild ohne Kontext: Immer IR+RGB und Notizen (Raum, Himmelsrichtung) sichern.
  • Thermische Trägheit ignoriert: Zeitverlauf beachten (Aufheizen/Abkühlen).

Set-Empfehlungen & Zubehör

Anwendung Gerät Zubehör Direktlink
Leckage & FBH IR-Cam 2 Pro Stativ, Marker-Set, Feuchtemesser Zum Produkt
Dämmung/Wärmebrücken IR-Cam 2 Pro Matte Referenztapes, Protokoll-Vorlage (PDF) Zum Produkt
Feuchte & Schimmelverdacht IR-Cam 2 Pro Dielektrischer Feuchtemesser, Hygro-/Thermo-Logger Zum Produkt

Mehr Zubehör: Stative & Stangen · Garantie 2+1 Jahre

Dokumentation & Bericht

  • IR + RGB-Duo: Zu jedem Thermobild ein Foto im sichtbaren Spektrum mit identischer Perspektive speichern.
  • Messnotizen: Datum/Uhrzeit, Wetter/ΔT, Raum/Orientierung, Emissionsgrad, Entfernung, Kamera-Einstellungen.
  • Markierungen: Pfeile/Polygone/Isothermen beschriften (z. B. „Verdacht Feuchte“).
  • Plausibilisierung: Bei Feuchteverdacht stets mit Feuchtemessung gegenprüfen.
  • Vor/Nach: Maßnahmen dokumentieren, Abnahme erleichtern, Gewährleistung absichern.

FAQ

Kann ich Feuchte mit der Wärmebildkamera direkt messen?

Nein. Thermografie zeigt Temperaturunterschiede, die auf Feuchte hindeuten können. Für einen belastbaren Nachweis kombinieren Sie IR-Bilder mit einer materialgerechten Feuchtemessung und, falls nötig, normierten Verfahren.

Wie groß muss die Temperaturdifferenz sein?

Für Gebäudehülle ideal ΔT ≥ 15 K. Bei Leitungsleckagen genügt oft die künstlich erzeugte Temperaturdifferenz im System (Vorlauf).

Wieso sind meine Ergebnisse inkonsistent?

Häufige Gründe: falscher Emissionsgrad, Sonnen-/Reflexionseinfluss, zu geringe ΔT, fehlende thermische Stabilisierung. Prüfen Sie die Fehlerliste.